IKEBANA und KADÔ
Ikebana ist die japanische Blumenkunst und bedeutet die Schönheit der Blumen in das rechte Licht zu setzen. Mit einem Ikebana wird eine Komposition geschaffen, bei dem auf Linien, Asymmetrie, Raum, Kontrast und Harmonie geachtet wird. In der japanischen Kunst steht oft der Minimalismus im Vordergrund. Ikebana Arrangements stellen die Einheit eines Menschen mit der Natur dar und ermöglichen den Praktizierenden sich mit Blüten, Blättern, Stängeln oder Zweigen kunstvoll auszudrücken.
Kadō (華 道 oder 花道 Weg der Blumen), ist einer der japanischen Wege/Pfade (dō) die man auch als Weg zur Harmonie bezeichnen kann. Die japanischen Dō entstammen dem Zen-Buddhismus und ergänzen andere Formen der Verinnerlichung wie die Meditation. Der Weg des Kriegers (武道 Budō), zu welchem beispielsweise der Weg des Bogens (弓道 Kyûdō) oder der Weg des Schwertes (剣道 Kendō) gehören, wird durch den sogenannten Wasserweg ergänzt. Zu diesem zählen die Teezeremonie (茶道 Sadō), der Weg des Schreibens (書道 Shodō) und der Weg der Blumen (華道 Kadō).
Ikebana wird heute nicht nur von jungen Japaner:innen als Hobby betrieben, sondern kann auch an Akademien, wie beispielsweise der IKENOBÔ AKADEMIE, bis zum Senior Professor studiert werden. Ein gutes Gespür für Ästhetik ist dabei ebenso hilfreich wie eine Portion Kreativität und der Wille zu lernen und zu üben.
Ikenobō
Ikenobō ist das Stammhaus der japanischen Blumenkunst und damit der Ursprung des Ikebana. Die Anfänge des Ikebana reichen ins 6. Jahrhundert zurück in welchem Japan einen regen politischen und kulturellen Austausch mit China pflegte. So kam das Land mit dem Buddhismus in Berührung. Ono no Imoko, ein aus China heimgekehrter Gesandter, führte das Blumenopfer in Japan ein, bei dem Priester in den Tempeln Blüten, Knospen und Blätter als Opfergaben aufstellten. Er wurde Priester im Rokkaku-dô Tempel, unterwies seine Schüler in der Blumenkunst und der Kaiser gewährte ihm den Namen Ikenobō, der sich aus den Begriffen Ike 池 und Bō zusammensetzt und übersetzt die ‚Klause am Teich‘ bedeutet.
Die Ikenobō-Schule, die das Blumenopfer im 15. Jahrhundert zu einer anspruchsvollen Blumenkunst entwickelte, wird in der 45. Generation von Ikenobō Sen’ei, einem direkten Nachkommen des Ono no Imoko, geleitet. Sen’ei Ikenobō (池 坊 専 永) führt als Ikenobō Chief Master in der 45. Generation zusammen mit seiner Tochter Ikenobō Senkō IV (代 目 池 坊 専専) Designate das Stammhaus (Ikenobō Head Quarters) in Kyoto.
Ikenobō als älteste Ikebanaschule lehrt als einzige den anspruchsvollen, im 15. Jahrhundert entwickelten Rikka-Stil, der in seinen verschiedenen Varianten eine Darstellung des Kosmos ist. Im 17. Jahrhundert entstand unter dem Einfluss der minimalistischen Ästhetik des Zen-Buddhismus der schlichte Shōka-Stil. Neben den traditionellen Ausdrucksformen pflegt Ikenobō auch Jiyûka, den Freien Stil.