Kiku no Sekku (菊の節句) ist das japanische Chrysanthemen-Fest, das jährlich am 09. September gefeiert wird. Es ist ein traditionelles Fest, das bis in die Meji Zeit jedes Jahr am Kaiserhof begangen wurde, dem allein in damaliger Zeit die Chrysanthemen vorbehalten waren.
Das Datum geht auf den Mondkalender zurück, in dem es ursprünglich am 9. Tag des 9. Mondmonats begangen wurde, bis das Datum in Anlehnung daran auf den neunten September gelegt wurde. Kiku no Sekku wird auch chōyō no sekku (重陽の節供) genannt, was in etwa so viel bedeutet wie „wiederholte positive Zahl“.
Der Ursprung des Festes liegt im alten China, wo die Chrysantheme böse Geister fernhalten sollte und somit als Garant für Gesundheit, Glück und langes Leben galt. Ab dem Jahr 910 wurde das Chrysanthemenfest auch in Japan als Zeremoniell am Hof des Kaiserhauses gefeiert. Prächtige Blumenarrangements wurden präsentiert, Reiswein mit Chrysanthemenblüten verfeinert und Dichter wetteiferten darin, der Chrysantheme klangvolle, poetische Namen zu geben. Erst ab dem 17 Jh. wurde Kiku no Sekku ein Fest für die breite Öffentlichkeit, bei dem Chrysanthemenwein getrunken wurde und man sich zum Schutz gegen Unheil die Blüten der Chrysanthemen ins Haar steckte.
Obwohl das Fest im modernen Japan an Bedeutung verliert, finden in verschiedenen Tempeln, Schreinen und Gärten im ganzen Land noch entsprechende Zeremonien statt, wobei einige der bekanntesten Feiern im Shinjuku Gyoen Park in Tokio und im Meiji-Schrein abgehalten werden. Dort werden beeindruckende Ausstellungen von kunstvoll arrangierten Chrysanthemen gezeigt, die in verschiedenen Farben und Formen erblühen.
Es wird angenommen, dass die Chrysantheme (japanisch: 菊, „Kiku“ dt: Abendsonne) im fünften oder sechsten Jahrhundert aus China nach Japan eingeführt wurde, sie gewann schnell an Popularität, insbesondere am kaiserlichen japanischen Hof: Sie wurde das Symbol der Kaiserfamilie und ist bis heute das kaiserliche Wappen, sowie das Siegel des japanischen Kaisers. Sie ist das japanische Staatswappen und der höchste Staatsorden wird in Form des Chysanthemenordens ‚Kiku no Gomon‘ (edles Zeichen der Chrysantheme) in Japan verliehen. Damit bezeichnet die Chrysantheme vor allem Herausragendes und Menschen bzw. Titel von hohem Stand.
Der Palast des Kaisers ist der Chrysanthemenpalast und sein Thron wird Chrysanthementhron genannt. Zudem ziert die 16-blättrige (und damit besonders vollkommene) Chrysantheme die japanischen Reisepässe und viele offizielle Dokumente und Symbole des Landes.
Die Chrysantheme steht auch in Japan für ein langes Leben, Gesundheit und Schutz gegen Unheil. Diese Symbolik ist eng mit der Herbstblüte der Pflanze verbunden, die den Kreislauf der Natur und das Kommen und Gehen der Jahreszeiten widerspiegelt. Sie wird auch als Blume des Glücks und der Gesundheit betrachtet, weshalb sie in vielen Aspekten des japanischen Lebens eine Rolle spielt, von der Kunst bis hin zur Medizin.
Warum tragen die Steinfiguren rote oder weiße Lätzchen?
Das Tragen der Lätzchen hat seine Ursprünge im Jizo Bosatsu oder Jizo, einem Bodhisattva des Buddhismus. Man glaubt, dass Jizo die Seelen der Kinder, die jung gestorben sind, vor den Dämonen der Hölle beschützt. Dementsprechend hat man die Lätzchen, die von verstorbenen Kindern getragen wurden, den Jizo-Statuen umgebunden und betete dort für das Glück dieser Kinder im Jenseits. Später wurden Jizo Gebete für die Gesundheit und ein langes Leben der Kinder dargebracht und der Brauch entstand, ein Lätzchen als Symbol der Kinder zu weihen. Bis zur Edo-Zeit (1630-1868) gab es in Japan keine klare Trennung zwischen dem Shintoismus und Buddhismus und der Gebrauch von Lätzchen als niedlichem Schmuck für religiöse Objekte verbreitete sich in der Bevölkerung. Obwohl es keine festen Regeln zur Farbe der Lätzchen gibt, werden weiße und rote Stoffe häufig benutzt, da Rot in Japan die Sonne, die Ernte im Herbst und den Schutz vor Dämonen symbolisiert, während Weiß für Reinheit steht. Oft werden auch Blumen dargebracht die im Herbst jahreszeitlich meist aus kleinen Chrysanthemen-Sträußen bestehen.
In der japanischen Kunst und Kultur wird die Chrysantheme oft als Motiv in Malereien wie hier im Holzschnitt von Suzuki Harunobu mit dem Titel 'Yatsushi kikujido' verwendet. Man findet sie überall in alten und modernen japanischen Textilien wie beispielweise auf den hübschen Clutches, die Patuzeria aus alten Kimonos herstellt und natürlich ist sie auch Gegenstand in Keramikdesigns und Gedichten.
Das Fest zieht zahlreiche Besucher an, die nicht nur die Blumenpracht bewundern, sondern auch an kulturellen Aktivitäten teilnehmen, traditionelle japanische Speisen genießen und sich an Vorführungen der japanischen Künste wie Teezeremonien und Ikebana erfreuen.
Weiße Chrysanthemen! Wo gibt es eine Farbe, so fröhlich, so anmutig? (Yosa Buson)
Weiße Chrysanthemen, Gelbe Chrysanthemen… wenn es keine anderen Namen gäbe! (Hattori Ransetsu)
Vielleicht ist die Farbe selbst, die von einer so exquisiten symmetrischen Form ausgeht, schön genug, um die Chrysantheme so hoch zu schätzen, auch wenn die Blumen in der Poesie und im Design oft als symbolische Darstellungen erscheinen. Weiße Sorten dieser ehrwürdigen Blume stehen z.B. für den Himmel, während gelbe Sorten die Erde symbolisieren.
Als üppige, langlebige Blume, die im Herbst blüht, steht die Chrysantheme manchmal auch für Langlebigkeit und den Höhepunkt des inneren Reichtums, den man nach einem langen Leben der Hingabe und des Einsatzes gefunden hat.
Kastanien mit Reis sind das besondere Gericht für diesen Tag, das deutlich herbstlich anmutet. Und auch heute noch wird zu Kiku no Sekku eine Sake-Variante aus Chrysanthemen serviert.
Sie sprachen kein Wort, der Gastgeber, der Gast, und die weiße Chrysantheme. (Oshima Ryota)